Unsterbliche Opfer – Dem Andenken Artur Holkes
Ein weiterer Artikel aus den Rocker Papers abgetippt, diesmal ein Nachruf auf den Reichsarchivar der FAUD Artur Holke. In Leipzig hat die ASJ zusammen mit der FAU Leipzig 2013 einen Stolperstein in Ehre seines Andenken organisieren können. Er befindet sich in der Zentralstrasse 11 und wird jedes Jahr am 9. November gepflegt.
Unsterbliche Opfer,
Dem Andenken Artur Holkes.
Artur Holke, geb. am 12. Januar 1883 in Leipzig, ein unerschütterlicher Kämpfer für Freiheit und Recht, ein glühender Revolutionär und Sozialist, unerschrocken im Kampf gegen das verbrecherischen Naziregime, fiel als Opfer des Faschismus im Konzentrationslager Buchenwald am 22. Januar 1940.
Sein Leben war allezeit gewidmet den Interessen des arbeitenden Volkes. Schon als Lehrling organisierte er sich im Deutschen Metallarbeiterverband. Hier hatte er bald Gewerkschaftsfunktionen inne. Bei allen Aktionen stand er in vorderster Reihe.
Ein unermüdlicher Wissens- und Bildungsdrang war ihm eigen. Das Studium sozialistischer und freiheitlicher Ideen festigte bei ihm die tiefe Erkenntnis von der unsozialen kapitalistischen Klassengesellschaft, festigte die Kraft zum Kampfe für die Befreiung der Arbeiterklasse vom Joche der modernen Lohnsklaverei, und gleichzeitig erwuchs ihm das Rüstzeug für den Kampf zur Lösung der sozialen Frage, zum Wirken für eine neue Welt ohne Herren und ohne Knechte, für die Welt des freiheitlichen Sozialismus.
In der gärenden Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Reformismus und Radikalismus befand er sich auf Seiten der Opposition. Sein Kampf galt dem Reformismus in den Gewerkschaften, und ebenso dem Reformismus bezw. Revisionismus in der politischen Bewegung.
Jene bewegte Zeit führte in notwendigerweise in die anarchistische Bewegung, dem damaligen alleinigen Hort revolutionärer Ideen. Hier kam er mit Landauer und Mühsam zusammen in engere Kampfverbundenheit und Freundschaft. Beide Kampfgefährten wurden auch Opfer der sozialen Bewegung. Landauer wurde nach der Münchner Räterepublik von der Soldateska erschlagen, Mühsam im dritten Reich von den Nazis ermordet.
Dergleichen schloss sich Artur Holke in derselben Zeit der selbstständigen gewerkschaftlichen Opposition, der „Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften“ an, jener Organisation, aus welcher nach dem Weltkrieg die FAUD, also die syndikalistische Bewegung hervorging.
Als Funktionär der FAUD entwickelte er nach dem Weltkriege einen unermüdlichen Arbeitseifer. Sein Werk war der Neuaufbau der Ortsbibliothek und die Schaffung und Verwaltung des Reichsarchivs. Die vielseitigen Literaturkenntnisse machten ihn zu einem begehrten Sachberater, besonders auch in Verlagsangelegenheiten.
Die ideellste Aufgabe war ihm der geistige Aufbau. Und das war tatsächlich sein ureigenstes Gebiet. Wer erinnert sich nicht an die regelmäßig stattfindenden öffentlichen Vorträge und kulturellen Veranstaltungen der „Gilde freiheitlicher Bücherfreunde“ in der alten Handelsbörse, die einen ansehnlichen festen Stamm Besucher herangezogen hatten? Diese Kulturarbeit hatte Artur Holke ins Leben gerufen, und ist in der Folge fast ausschließlich von ihm organisiert worden.
Mit dem Antritt der Naziherrschaft wurde die Arbeit Holkes lahmgelegt. Vom April bis Mai 1933 wurde er in das Konzentrationslager Colditz gebracht. Nach der Entlassung aus dem KZ nahm er aktiven Anteil an der illegalen Arbeit gegen das Naziregime. Das führte erneut zur Verhaftung am 13.04.1937 in Leipzig wegen staatsfeindlicher Beteiligung. Am 5.3.1938 wurde er vom Oberlandgericht zu Dresden zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Nach Verbüßung der Strafe in Bautzen und Leben wurde er am 03.11.1939 nach dem Konzentrationslager Buchenwald gebracht, wo er am 22.01.1940 verstorben ist. Die Gestapo hatte ihn vor seiner zweiten Verhaftung nie in Ruhe gelassen. Beobachtungen, Verfolgungen, Vernehmungen und Haussuchungen waren an der Tagesordnung gewesen. Nichts hat ihn erschüttert. Er wusste, dass er als Antifaschist nicht ungeschoren bleiben würde.
Leider hat er den Zusammenbruch des „1000 jährigen Reiches“ nicht mit erlebt. Alle, die ihn gekannt haben, werden ihn als selbstlosen, stillen, aber zielbewussten Kämpfer in Kämpfer schätzen gelernt haben. Er war bestimmt durch sein Wirken ein Vorbild, wie es an Größe kaum übertroffen werden kann. Selbstbewusstsein, Charakterstärke und ausgeprägte Verantwortlichkeit zeichneten ihn aus.
Als Mensch war er immer hilfsbereit, edel und gut. Solidarität war bei ihm die markanteste und hervorragendste Eigenschaft, eine Eigenschaft, die wir heute recht lebendig halten wollen. Das Leben und Wirken Artur Holkes sei uns Richtschnur und Verpflichtung beim Aufbau des neuen Deutschland!
N.B. (mir unbekannt)